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Sommerserie: Von goldenem Handwerk

 

Beruf & Chance

 

Handwerksberuf Friseur Mit viel Haarspray und Ehrgeiz

Warum ausgerechnet Friseur? Der Handwerksberuf erfreut sich trotz schlechter Bezahlung und Imageproblemen großer Beliebtheit. Eine Spurensuche.

12.05.2014, von Mona Jaeger

 

Felix Gralla misst sich mit der Weltelite.

© Wonge Bergmann / F.A.Z. Felix Gralla misst sich mit der Weltelite.

 

Ein guter Friseur kennt jedes Haar mit Namen. Er weiß um jeden Wirbel und jede Strähne. Kim-Felix Gralla denkt sogar an Frisuren, auch wenn er gar nicht vor dem Spiegel steht - und deswegen ist er ein besonders guter Friseur. Er gehört zur nationalen Elite und schneidet und föhnt in der deutschen Nationalmannschaft. 20 Minuten hat er Zeit, die Haare auf dem Plastikkopf vor ihm zu gestalten. Gleich geht es los. „Da darf später kein Härchen überstehen“, sagt Kim-Felix Gralla. Immer wieder rückt er die Tuben und Flaschen vor dem Frisierspiegel zurecht, wippt nach links und nach rechts. Am Tisch nebenan schaltet ein Konkurrent den Föhn ein, wieder aus, an, aus. Ein anderer bläst sich die Finger warm. Es geht um richtig viel, es ist die Weltmeisterschaft. Über der Bühne in der Frankfurter Festhalle liegt eine Wolke aus Haarspray und Ehrgeiz.

Wie wichtig dieser Wettbewerb für die Teilnehmer ist, zeigt schon die Vorbereitung. In den vergangenen Monaten traf sich die Mannschaft alle zwei Wochen im Trainingscamp in Koblenz, die letzten acht Tage schlossen sie sich dort in einem Hotel ein und übten von morgens bis abends. Denn auf der Bühne dürfen sie über keinen einzigen Handgriff mehr nachdenken müssen, dafür ist keine Zeit. Alles wurde einstudiert und Hunderte Male wiederholt. Von den Trainingseinheiten durften keine Handyfotos gemacht werden, twittern war tabu. Die anderen Nationalteams sollten keinen Wissensvorsprung haben.

Das Training im heimischen Salon hat aber schon viel früher begonnen. Kim-Felix Gralla bereitet sich seit Januar auf die Weltmeisterschaft vor - meist abends, wenn der elterliche Salon geschlossen war und er schon acht Stunden auf den Beinen stand. Freizeit hat er gestrichen. Er packte sein Rennrad in den Keller, ging nicht mehr zur freiwilligen Feuerwehr. Stattdessen hat er seinen Beruf zum Hobby gemacht.

 

Waschen, legen, föhnen - unter hoher Konzentration
Waschen, legen, föhnen - unter hoher Konzentration

© Wonge Bergmann Waschen, legen, föhnen - unter hoher Konzentration

 

40 Männer und Frauen sind in der Nationalmannschaft. Es gilt als Ehre, vom Dachverband der Branche zu einem Training eingeladen zu werden; mindestens zwei Landesmeistertitel sind Voraussetzung dafür. Man will nur die Besten. Der Gewinn eines Titels schaffe unter Kollegen und Kunden Respekt, sagt Franz-Josef Küveler, der Art Director des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks ist.

Mancher Teilnehmer mag vielleicht auch hoffen, von einem der großen Unternehmen der Branche als Botschafter oder Werbefigur entdeckt zu werden. Die Chance zumindest besteht, denn nur eine Messehalle weiter präsentieren sich parallel zur Weltmeisterschaft Wella, Redken und Co. auf der Messe Hair and Beauty. Viele der insgesamt 1000 Weltmeisterschaftsteilnehmer haben auch deswegen einen langen Weg in Kauf genommen. Aus insgesamt 20 Ländern sind sie nach Frankfurt gereist. Alle tragen sie T-Shirts oder Jacken mit Sponsoren und der Flagge ihres Landes. Viele sind erst vor kurzem mit ihrer Ausbildung fertig geworden. Besonders viele Köpfe haben sie also noch nicht frisiert. Deswegen treten sie in einer eigenen Kategorie - Junior - an. Von den Trainern wurden sie in der Vorbereitung aber genauso hart rangenommen - mindestens. Schließlich haben sie mit denselben Problemen zu kämpfen wie die Senioren. Etwa: Der menschliche Kopf ist rund, die Frisur aber soll eckig sein. Klingt simpel, ist es aber nicht. Kim-Felix Gralla hat sich mit solchen Themen in den vergangenen Monaten sehr lange beschäftigt.

Kunst? Handwerk? Kunsthandwerk!

© Wonge Bergmann / F.A.Z. Kunst? Handwerk? Kunsthandwerk!

Er tritt an in der Kategorie „Junioren kreativ“. Innerhalb weniger Minuten muss er auf den Plastikkopf aus den schulterlangen Männerhaaren eine ansehnliche Frisur föhnen. „Das ist schon richtig knifflig“, sagt Frank Gralla, der Vater von Kim-Felix. Er steht neben der Bühne, kann nur zusehen, ist aber noch aufgeregter als sein Sohn. Frank Gralla ist Friseur in dritter Generation. In den achtziger Jahren gewann er einen Landesmeistertitel, „das war’s“. Sein Sohn ging die Karriere viel zügiger an. Parallel zur Gesellenprüfung bestritt er schon seine erste Meisterschaft. Erst seit zehn Monaten ist er überhaupt mit der Ausbildung fertig - und jetzt schon im Nationalteam. Der Vater ist stolz. „Denn das ist hier ja schon die Formel 1 des Friseurhandwerks.“

Ganz ähnlich hat es einmal ein Vertreter des österreichischen Branchenverbands beschrieben: „Millionen Menschen fahren Auto, irgendwie. Aber nur 24 Personen können es richtig gut, nämlich die aus der Formel 1. So ist es auch bei der Weltmeisterschaft der Friseure. Die richtig guten stehen hier auf der Bühne.“

 

Zwölf Euro für einen Männerhaarschnitt

Kathleen Roller steht nicht auf der Bühne, sondern davor. Von unten blickt sie auf das Podest. Ab und zu schreibt sie etwas in ein Notizbuch, Tipps von den Profis, wie sie sagt. Dass die Profis mit ihren 20 oder 21 Jahren zum Teil jünger sind als sie, macht sie traurig und froh zugleich. „Die sind schon so unglaublich gut. Aber sie zeigen auch, was man als Friseur alles schaffen kann.“ In ihrer Hand dreht sie die Visitenkarte eines bekannten Friseurs aus Köln. Das ist ihr Traum: dass auch ihr Name einmal auf so einem Kärtchen steht und sich alle darum reißen. Weil das noch nicht so ist, heißt Kathleen Roller eigentlich anders und ihr Notizbuch wird immer voller mit Profitipps. Sie lernte und arbeitet jetzt in einem Salon, der zwölf Euro für den Männer- und 19 für den Frauenhaarschnitt nimmt. Sie schämt sich nicht für diese günstigen Preise - es gehe schlicht nicht anders, wenn man wie sie nicht aus Köln oder Stuttgart komme, sondern aus der sächsischen Provinz.

Das zeigt, wie bunt die Friseurbranche hierzulande ist. Es gibt rund 80.000 Salons, ihre Zahl wächst seit Jahren, laut Zentralverband im vergangenen Jahr aber nur noch um 0,4 Prozent. Auch der Umsatz legt nur noch leicht zu. Das mag an der Wirtschaftskrise gelegen haben, aber auch daran, dass knapp ein Drittel der Friseure, so schätzt es der Zentralverband, in Kleinstbetrieben arbeitet - allein, im Wohnzimmer oder in der Waschküche. Weil sie weniger als 17.500 Euro Umsatz im Jahr machen, dürfen sie ihre Dienstleistungen ohne Mehrwertsteuer anbieten, also 19 Prozent günstiger als die Konkurrenz, die Angestellte bezahlen und Lehrlinge ausbilden muss. Das macht die Preise kaputt, glaubt Joachim Weckel, Justitiar des Zentralverbandes. Insgesamt gebe es zu viele Anbieter auf dem Markt. Für die Zukunft rechnet Weckel damit, dass die Branche eher schrumpft.

Das gilt nicht nur für die Nachfrage. Die Ausbildung zum Friseur ist noch immer - vor allem bei jungen Frauen - beliebt. Aber die Zahl der Ausbildungsverträge geht stark zurück. Wohl auch, weil das Image des Berufs schlecht ist. Das hängt vor allem mit der Bezahlung zusammen. Im ersten der insgesamt drei Lehrjahre verdient ein Friseur je nach Region nur 214 Euro im Monat. Maximal sind es am Ende der Ausbildung 600 Euro. Daran wird auch der gesetzliche Mindestlohn nichts ändern, der in einem ersten Schritt schon für die Friseure eingeführt worden ist. Denn die 8,50 Euro, die ab August nächsten Jahres in Ost und West gezahlt werden müssen, gelten nicht für Auszubildende.

Trotz und alledem: Es ist ein toller Beruf, sagt Kathleen Roller. Sie mag es, mit vielen verschiedenen Menschen zu sprechen. Ein Bürojob wäre nichts für sie. Nur: Geld verdienen könne man in ihrem Traumberuf eben kaum, zumindest nicht in dem Segment, aus dem sie kommt.

Hier misst sich die Weltelite der Friseure.

 

Trotz niedriger Löhne: eine Kunst

Daneben gibt es die schillernden Figuren. Udo Walz in Berlin, Gerhard Meir in München, Marlies Möller in Hamburg - Kathleen Roller kann die Namen aufsagen wie auswendig gelernte Vokabeln. Das seien durchaus Vorbilder, sagt sie. Aber eigentlich liegen ihre Träume und Vorbilder viel näher als München und Hamburg, sie sind nur fünf Meter entfernt. Denn auf der Bühne in der Festhalle gehen nun Männer und Frauen in dunklen Anzügen durch die Reihen, begutachten mit ernstem Blick Farbe, Form und Idee. Sie machen Häckchen und schreiben Zahlen auf ihre Klemmbretter, auch Kim-Felix Grallas Kopf benoten sie. Da ist der aber schon längst von der Bühne gegangen, froh darüber, seine erste Weltmeisterschaft überstanden zu haben. Sein Vater ist jetzt noch stolzer, wenn das überhaupt geht. Er schaut zu den Teams der anderen Länder, sieht, wie sie sogleich ihre Fehler analysieren und schon am nächsten Kopf tüfteln. In anderen Ländern werde der Friseurberuf mehr wertgeschätzt, sagt er. Für einen Wettbewerb wie diesen würden viele Teilnehmer von ihrer Arbeit freigestellt, und es lockten saftige Prämien für einen Titel. Was bedeutet es also, Haare zu schneiden? „Es ist Kunst“, sagt eine Spanierin. „Es ist Kampf“, sagt eine Japanerin. Für viele Deutsche ist es womöglich nicht mehr als solides Handwerk.

Doch auch damit kann man es weit bringen. Drei Goldmedaillen holt die deutsche Auswahl; Kim-Felix Gralla wird Vize-Weltmeister. Ein schöner Erfolg. Aber wie sagt es ein Verbandsvertreter: Das Image des Friseurs gewinnt nicht durch einen irgendwann errungenen Titel, sondern durch die tägliche Arbeit am Stuhl.

Quelle: F.A.Z.

Quelle:http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/handwerksberuf-friseur-mit-viel-haarspray-und-ehrgeiz-12929924.html

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